Kiten auf den äußeren Hebriden gehört definitiv zu einem ganz gigantischen Natur- und Kite-Erlebnissen der Superlative. Kristall klares Wasser, saubere weiße Strände und das alles als Private-Kite-Show.
Leider war unsere Zeit begrenzt, da wir zuerst möglichst viele Eindrücke von Schottland sammeln wollten und man weiß ja auch nie, ob es hinter der nächsten Ecke nicht noch besser ist. Hier wollen wir Euch aber unsere Erfahrungen mitteilen und zum Hinreisen ermuntern. Denn soo weit ist die Inselgruppe links von Schottland gar nicht entfernt, wie man zuerst meint.
Lage:
Die Äußeren Hebriden/Outer Hebrides sind eine längliche Inselgruppe im Nordwesten vor Schottland gelegen. Die obere Insel heißt „Harris and Lewis“ – hier findet man riesige Sandbuchten in Berge und Steilküsten eingebettet.
Die untere Inselgruppe unterteilt sich in mehrere durch Straßen miteinander verbundene Inseln (North Uist, Benbecula, South Uist, Eriskay), wir nennen sie kurz „Uist“. Sie sind insgesamt flacher, dafür die komplette Westseite ein einziger Sandstrand.
Anfahrt:
Viele Wege führen nach Rom und fast genauso viele zu den Hebriden. Das gut ausgebaute Fähren-Netz wird von den Caledonian MacBrayne www.calmac.co.uk betrieben.
Wir haben uns für den Hinweg über Ullapool nach Stornoway entschieden. Montag Morgen sind wir mit der Fähre (über Nacht) von Ijmuiden/NL in Newcastle gelandet. Mittwoch waren wir schon drüben. Das ganze ist durchaus auch noch ein Tag schneller zu schaffen. Also kann man in 2 Tagen dort sein. Das ist doch akzeptabel.
Wir waren an zwei Buchten kiten. Das ist mehr als in manchen anderen Erlebnis-Reise-Urlauben, wo wir Route und Wind oft nicht unter einen Hut bekommen. Wir haben aber natürlich viele Strände mehr gesehen und begutachtet. Auch zum Wellenreiten sind hier einige Strände perfekt geeignet. Surfer waren auch häufiger vertreten als Kiter. Das Bodyboard hatten wir dabei, ist aber leider nicht zum Einsatz gekommen. Hier beschreiben wir Euch die schönsten Strände im Detail, eine Google-Karte mit allen Punkten findet Ihr unten. Schaut ich die Orte mit den Satelittenbildern an. Dann bekommt Ihr eine Vorstellung von den Ausmaßen der Sandbuchten. StreetView ist hier auch gut vertreten und war zur Planung sehr hilfreich. Die Benennung der Orte ist etwas schwierig, da sie auf Karten und vor Ort sehr in der Schreibweise zwischen gälisch und Englisch und etwas dazwischen schwanken. Aber man findet alles irgendwie. Es empfielt sich vor Ort eine hochaufgelöste Karte zu kaufen.
Wetter:
Wir waren Anfang Juli unterwegs und der Juli soll statistisch nässer als der Mai und Juni sein. Und wir hatten auch fast jeden Tag ein Schäuerchen. Obwohl die Fotos oft bewölkt sind, kam es uns vor Ort nie so vor. Die Farben sind trotzdem bombastisch. Der normale Nord- und Ostseekiter sollte kein Kälte-Problem bekommen. Das Wasser, besonders in dem überspülten Teil war Barfuß-warm. Wir hatten nur die Schuhe an, weil wir nicht wussten, was uns erwartet. Sobald die Sonne rauskommt ist es auch richtig warm. Holland/Dänemark-mäßig.
Tolsta Head:
Unser erster Schlafplatz an einem riesigen Strand. Gut für die wohl eher seltenen Ostwinde.
Kneep:
War unser erstes Ziel. Hier gibt es auch einen Campingplatz (Traigh na Beirigh, Cnip, Campsite) der leider mit dem schönen Schild „belegt“ verziert ist. Das wundert einen etwas, Platz ist in Hülle und Fülle. Wir nehmen es gelassen und werfen erst mal einen Blick auf die Bucht. Sieht gut aus.
Die Bucht ist eher für Nord-Ost-Winde geeignet und das ist in den nächsten Tagen eh nicht angesagt. Und es stellt sich als Glück raus, dass wir zur nächsten Bucht fahren „müssen“:
Cliff Beach:
Kleinere Bucht, zum Kiten dürfte sie zwischen den beiden Steilküsten zu eingeengt sein. Dafür starren wir wie gebannt auf die wahnsinnig sauberen Wellen, die hier perfekt reinkommen.
Und wir haben einen kleinen schnuckeligen Parkplatz mit gigantischer Aussicht.
Uig Bay/Adroil:
Einfach der Wahnsinn. Diesen Spot zu toppen wird wirklich schwierig.


Bei Flut füllt sich fast die gesamte Sandfläche mit butterweichem himmelblauen Glitzerwasser. Wir hatten leichten Wind (14-16kn) aus Südwest. Mit der südlichen Richtung kommt der Wind über die Klippen und macht ihn etwas böig. Moment – definiere „böig“: Wind nimmt über 5-10 Sekunden langsam etwas zu, um dann wieder im gleichen Tempo abzunehmen. Beste Windrichtung wäre leichter NordWest, wo er dann das Wasser frontal in die Bucht drücken kann.
Man könnte auch bei Ebbe kiten, dann hat man die „normale“ Bucht mit sauberen Wellen.
Bei Flut hat man dann aber die Auswahl zwischen Wellen, Butterwasser, kleinen schnuckeligen Kickerwellchen (selbst die sind aus Butter) und kann fröhlich zwischen allem hin und her wechseln.
Das Wasser ist natürlich manchmal etwas niedrig, darunter aber der Sand weich wie eine Turnmatte. Gefahren? Ein Strommast über einen Ausläufer der Bucht. Wirklich weit weg! Sonst? Nichts! Kein Müll, kaum Muscheln, keine Algen. Freeride Spaß pur.
Ein paar vereinzelte Zuschauer-Köpfe in den Dünen, die einen vorsichtig begutachten. Von einem wurden wir angesprochen, der hat uns für Taucher gehalten. Schöne heile Welt.
Den ersten Tag haben wir den kläglichen Versuch gestartet, den Spot fototechnisch zu dokumentieren. Multipliziert den Eindruck x10 und Ihr seid etwas an der Realität. Am zweiten Tag rocken wir zusammen das Wasser. Das war aber dann wirklich voll ;))
Als dann nach einem Schäuerchen die Sonne wieder rauskommt und im Abendlicht die Berge hinterm Spot anscheint, fällt mir nach der Wende fast der Kite vor Schreck runter, so schön schauts aus. Wenn dann beim Abend-Griller der Nachbar den Dudelsack auspackt und in der Abendsonne spielt, ist das Schottland-Highland-Kite-Erlebniss absolut perfekt.
Luskentyre:
Liegt auf Harris, dem südlichen Teil der Insel.

Eine noch größere Bucht, unterbrochen durch einen Fluß. Wir schlafen an der Nordseite der Bucht auf einem kleinen Parkplatz. Hier hatten wir leider etwas sehr wenig Wind.

Frohmi musste es einfach ein paar Schläge versuchen. Sooooo viel glattes Wasser!


Hier und bei allen weiteren Buchten, die wir in den paar Tagen beobachtet haben: Bei Ebbe überlegt man noch, nagut, wenn das Wasser hier knöchelhoch steigt, das wäre fein. Bei Flut steigt das Wasser wirklich bis in den letzten Winkel in der Bucht, und man kann noch nicht mal mehr stehen, wo man vorher gelaufen ist. Der Start und Landeplatz ist dann plötzlich komplett weg. In dem Fall kein Problem, da Bo mich von der kleinen Böschung pflücken konnte.
Windrichtung hatten wir auch Südwest. Zu fahren geht hier wohl so ziemlich alles. Selbst wenn der Ostwind sauber über die Berge käme, würde man ein Stück Bucht mit Land finden. Aber auch hier wäre ein gepflegtes Südwest Stürmchen wünschenswert. Die Wellen dürften dann bis in die Bucht laufen.
An der Südseite der Bucht liegt Seilebost mit einem kleinen Campsite. Ist fürs nächste Mal vorgemerkt.

Horgabost:
Hier ist der Parkplatz auf der Straße schon komplett mit Wellenreitern gefüllt, so dass wir nicht anhalten: also, tolle Wellen.

Sollas:


Liegt auf North Uist und soll ein dort bekannter Kite-Spot sein. Hier hat uns das angekündigte schlechte Wetter und kein Wind leider weiter getrieben. Sollte man aber unbedingt noch mal unter die Lupe nehmen. Denn auf google sieht der Spot auch sehr vielseitig aus.
Insgesamt gibt es unzählige Buchten mit verlockenden Aussichten, die es zu erkunden gibt. Im Norden von Lewis soll es noch einen ausgewachsenen Wavespot geben. Denn wenn es ballert, kommen Wind und Wellen ohne Zwischenstopp vom Atlantik. Das ist auch der Grund, warum das Wetter auf den Äußeren Hebriden oft besser ist, als am Festland, wo die Highlands die Wolken sammeln. Übrigens gibt es auch hier Naturschutzgebiete. Obwohl es keine Verbotsschilder gibt, hatten wir das Gefühl, dass es hier nicht angebracht ist zu kiten. Besonders wenn man mal erlebt, wie intensiv die kleinen Piepsis ihre Nester verteidigen und uns angreifen.
Alles in allem aber ein super Road-Trip mit Sucht-Potenzial. Meldet Euch gerne, wenn Ihr Fragen habt. Die ausführlichen Berichte und Informationen findet Ihr hier:
Fahr-zit Schottland
Eine Antwort zu “Kiten auf den Äußeren Hebriden”
Das sieht echt gut aus! Vielen Dank für diesen tollen Bericht, wir sind immer auf der Suche nach Roadtrip Kite-Spots. LG Juergen